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8.961 Punkte! Leo Neugebauer bricht deutschen Zehnkampf-Rekord

Leo Neugebauer hat wieder einmal deutsche Leichtathletik-Geschichte geschrieben. Der Stuttgarter Zehnkämpfer steigerte am Donnerstag bei den NCAA-Meisterschaften in Eugene seinen deutschen Rekord um 125 Punkte auf 8.961 Punkte. Sein Erfolgsrezept: Nach dem besten ersten Tag seiner Karriere einfach den besten zweiten Tag seiner Karriere folgen lassen.

Martin Neumann/dpa

Als Leo Neugebauer am Donnerstagabend die Ziellinie des abschließenden 1.500-Meter-Laufs bei den NCAA-Meisterschaften in Eugene (USA) überquerte, reckte der Zehnkämpfer im Trikot der Texas Longhorns erschöpft, aber glücklich die Hände in die Luft. Der Athlet vom VfB Stuttgart, der bei den NCAA-Meisterschaften für die University of Texas angetreten war, schrieb damit zum zweiten Mal innerhalb von 365 Tagen deutsche Leichtathletik-Geschichte.

Seine Zeit von 4:44,61 Minuten brachte ihm in der Endabrechnung 8.961 Punkte ein. Damit verbesserte Leo Neugebauer seinen ebenfalls vor 363 Tagen bei den NCAA-Meisterschaften aufgestellten deutschen Rekord um weitere 125 Punkte*. Vor einem Jahr hatte der WM-Fünfte bereits den alten deutschen Rekord von Jürgen Hingsen um vier Punkte auf 8.836 Punkte verbessert.

Leo Neugebauer nun Sechster in der ewigen Bestenliste

Mit seinem neuen Rekord rückte Leo Neugebauer in der ewigen Weltrangliste (siehe unten) zwischen dem ehemaligen Weltrekordler Tomas Dvorak (Tschechien) und dem amtierenden Weltmeister Pierce LePage (Kanada) auf Platz 6 vor und verbesserte natürlich auch seinen eigenen NCAA-Rekord.

Den Grundstein für das Top-Ergebnis legte der Student der University of Texas am Mittwoch mit 4.685 Punkten am ersten Tag. Damit lag er 94 Punkte über seiner Bestmarke. Diesen Vorsprung baute er zu Beginn des zweiten Tages mit 14,36 Sekunden über 110 Meter Hürden und 57,70 Metern im Diskuswerfen – beides knapp unter seiner persönlichen Bestleistung – auf 117 Punkte aus. Seine Diskusweite ist zugleich Weltbestleistung im Zehnkampf. Der alte Rekord des späteren Erfolgstrainers Armin Lemme (56,18 m) hatte mehr als 45 Jahre Bestand.

Beim Stabhochsprung – oft die Problemdisziplin im Zehnkampf – wackelte er nur kurz, als die Latte im ersten Versuch bei 4,81 Metern fiel. Doch danach folgten nur noch gültige Sprünge, darunter 5,21 Meter. Nur 5,31 Meter waren zu hoch. Es folgten gute Ergebnisse im Speerwurf (56,64 m) und über 1.500 Meter (4:44,61 min) und das Endergebnis von 8.961 Punkten. Damit führt Leo Neugebauer die Weltbestenliste derzeit deutlich an und ist Medaillenkandidat für die Olympischen Spiele Anfang August in Paris (Frankreich).

Hervorragender Diskuswurf

„Es ist unglaublich, unglaublich. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sich das anfühlt. Ich kann meine Gedanken nicht in Worte fassen. Ich habe in den letzten zwei Jahren viel Arbeit hineingesteckt“, sagte der Zehnkampf-Ass nach seinem fast perfekten Zehnkampf. Gerne hätte er die „magische“ 9.000-Punkte-Marke geknackt, doch im abschließenden 1.500-Meter-Rennen reichten ihm die Reserven nicht mehr.

Apropos Punkte: Die meisten Punkte der zehn Disziplinen holte Leo Neugebauer im Diskuswerfen (57,70 m) (1.032 Pkt.). Die wenigsten Punkte holte er über 1.500 Meter mit 652 Punkten in 4:44,61 Minuten. Dennoch gelang ihm am Donnerstag mit 4.276 Punkten der beste zweite Tag seiner Zehnkampfkarriere. Sein Bestergebnis der Disziplinen sechs bis zehn verbesserte er damit um 31 Punkte.

Dritter deutscher Rekord in einem Jahr

„Ich habe versucht, auf 9.000 Punkte zu kommen. Ich habe Leute überholt. Aber es gibt noch andere Disziplinen, in denen ich Punkte holen kann“, sagte Leo Neugebauer nach seinem jüngsten Rekordcoup. Im Winter hatte Leo Neugebauer bereits den 22 Jahre alten deutschen Hallenrekord von Frank Busemann im Siebenkampf verbessert.

Im Schatten des neuen und alten NCAA-Rekordhalters, der als erster Student der University of Texas seit Kugelstoß-Weltrekordler Ryan Crouser vor zehn Jahren seinen NCAA-Titel verteidigte, blieben auch Peyton Bair (8.131 Pkt.) und Edgar Campre (beide USA; 8.042 Pkt.) über der 8.000-Punkte-Marke. Der Saarländer Alexander Jung beendete den Zehnkampf nicht.

Am Donnerstag waren in Eugene weitere deutsche Schülerinnen und Schüler am Start. Stabhochspringerin Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing) belegte mit 4,30 Metern Platz 13, U20-Europameisterin im Kugelstoßen Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846) erreichte 17,15 Meter und wurde Achte. Hürdenläuferin Naomi Krebs (LG Stadtwerke München) beendete ihre Vorläufe nach 13,21 Sekunden (+3,4 m/sec), 800-Meter-Läuferin Smilla Kolbe (Eintracht Frankfurt) nach 2:03,21 Minuten.

* Vorbehaltlich der Ratifizierung

Statistik: Die besten 15 Zehnkämpfer aller Zeiten

9,126 (10,55 – 7,80 – 16,00 – 2,05 – 48,42 – 13,75 – 50,54 – 5,45 – 71,90 – 4:36,11) | Kevin Mayer (FRA), Talence 2018
9.045 (10,23 – 7,88 – 14,52 – 2,01 – 45,00 – 13,692 – 43,34 – 5,20 – 63,63 – 4:17,52) | Ashton Eaton (USA), Peking 2015
9,026 (10,64 – 8,11 – 15,33 – 2,12 – 47,79 – 13,92 – 47,92 – 4,80 – 70,16 – 4:21,98) | Roman Sebrle (CZE), Götzis 2001
9.018 (10,12 – 8,24 – 14,80 – 2,02 – 47,48 – 13,46 – 48,67 – 4,90 – 63,44 – 4:31,08) | Damian Warner (CAN), Tokio 2021
8.994 (10,54 – 7,90 – 16,78 – 2,04 – 48,08 – 13,73 – 48,33 – 4,90 – 72,32 – 4:37,20) | Tomas Dvorak (CZE), Prag 1999
8.961 (10,64 – 7,88 – 17,46 – 2,07 – 48,03 – 14,33 – 57,70 – 5,21 – 56,64 – 4:44,61) | Leo Neugebauer (GER), Eugene 2024
8.909 (10,45 – 7,59 – 15,81 – 2,08 – 47,21 – 13,77 – 50,98 – 5,20 – 60,90 – 4:39,88) | Pierce LePage (CAN), Budapest 2023
8.891 (10.43 – 8.08 – 16.69 – 2.07 – 48.51 – 13.98 – 48.56 – 5.00 – 62.58 – 4:42.10) | Dan O’Brien (USA), Talence 1992
8.867 (10,68 – 7,68 – 16,12 – 2,04 – 48,38 – 13,59 – 51,04 – 5,15 – 67,16 – 4:46,37) | Garrett Scantling (USA), Fayetteville 2022
8.847 (10,44 – 8,01 – 15,72 – 2,03 – 46,97 – 14,34 – 46,56 – 5,00 – 65,24 – 4:35,00) | Daley Thompson (GBR), Los Angeles 1984
8.832 (10,92 – 7,76 – 16,42 – 2,07 – 48,05 – 14,07 – 49,36 – 4,90 – 59,86 – 4:19,75) | Jürgen Hingsen (GER), Mannheim 1984|
8.832 (10,39 – 7,39 – 15,17 – 2,08 – 48,41 – 13,75 – 52,74 – 5,00 – 70,55 – 4:50,97) | Bryan Clay (USA), Eugene 2008
8.815 (10.60 – 7.63 – 14.90 – 2.03 – 46.23 – 14.40 – 43.40 – 5.40 – 67.01 – 4:29.58) | Erki Nool (EST), Edmonton 2001
8.792 (10.98 – 7.79 – 16.30 – 2.03 – 48.43 – 14.66 – 46.58 – 5.15 – 72.42 – 4:25.19) Uwe Freimuth (GER), Potsdam 1984
8.790 (10,45 – 7,83 – 15,33 – 1,99 – 48,13 – 13,86 – 48,08 – 5,20 – 68,00 – 4:48,91) | Trey Hardee (USA), Berlin 2009

Die kompletten Ergebnisse findet ihr in unserer Ergebnisrubrik…