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Europäische Rakete Ariane 6 fliegt erstmals ins All

Stand: 09.07.2024 06:32

Heute soll die neu entwickelte europäische Trägerrakete Ariane 6 zu ihrem Jungfernflug antreten. Der Start war mehrfach verschoben worden.

Von David Beck und Leila Boucheligua, SWR

Mit der Trägerrakete Ariane 6 will die europäische Weltraumorganisation ESA wieder einen „eigenen Zugang zum Weltraum“ erhalten und so selbst Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen können.

Dass Partnerschaften im Weltraumtransport nicht immer sicher sind, zeigt sich etwa im Verhältnis zu Russland. Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine gibt es dort kaum noch Kooperationen. Auch die Beziehungen zu privaten Raumfahrtunternehmen wie Space-X sind nicht verlässlich genug.

Die Ariane 6 – Nachfolgerin der Ariane 5, die als Flaggschiff der europäischen Raumfahrt gilt – hätte ihre Erstflüge eigentlich schon längst absolvieren sollen, ursprünglich schon 2020. Doch der erste Test wurde immer wieder verschoben. Am 9. Juli abends unserer Zeit soll es nun so weit sein: der Jungfernflug der Ariane 6 von Kourou in Französisch-Guayana aus.

Verspäteter Start nicht ungewöhnlich

Bei der Entwicklung neuer Raketen ist eine Verzögerung von mehreren Jahren nicht ungewöhnlich. Die neue Mondrakete der NASA, das Space Launch System SLS, sollte ursprünglich 2018 starten. Das Programm wurde jedoch inzwischen verworfen und neu gestartet, und auch Tests wurden mehrmals verschoben. Das SLS wird erst 2022 zur ersten der Artemis-Missionen aufbrechen.

Unglücklich wurde es für die ESA allerdings, nachdem vor rund einem Jahr die letzte Ariane 5 zum letzten Mal ins All gestartet war. Da die kleinere Vega C nach einem erfolglosen Test Ende 2022 noch nicht zur Verfügung steht, hat Europa nun ein gutes Jahr ohne eigene Trägerrakete hinter sich.

Bei ihrem ersten Testflug wird die Ariane 6 insgesamt 17 kleinere Nutzlasten an Bord haben, darunter auch solche aus Deutschland. Ihren ersten kommerziellen Start soll die Trägerrakete Ende des Jahres absolvieren. Knapp 30 weitere Flüge sind bereits gebucht, darunter auch Starts für das geplante Satellitennetzwerk „Project Kuiper“ des Amazon-Konzerns.

Ist die Ariane 6 schon vor ihrem Erststart veraltet?

Die ersten Ideen und Entwicklungen für Ariane 6 begannen Anfang der 2010er Jahre. Manche Kritiker meinen, die neue Trägerrakete sei schon veraltet, bevor sie überhaupt zum ersten Mal geflogen sei. Im Gegensatz zur Ariane ist beispielsweise die Falcon 9 von Space-X wiederverwendbar und günstiger.

Tatsächlich ist die Falcon 9 nur für Privatkunden günstiger. Die US-Bundesbehörde NASA zahlt pro Start deutlich mehr und auch mehr, als ein Start mit der Ariane 6 kostet. Diese Preispolitik wird immer wieder als Hintertür-Subvention kritisiert.

Und auch wenn die Ariane 6 nicht wiederverwendbar ist, spielt ihre Nachhaltigkeit bei Produktion, Transport und Flug laut ESA eine große Rolle.

Jeder Raketenstart birgt das Risiko eines Misserfolgs

Der letzte Jungfernflug einer Ariane – der Ariane 5 – endete nach nur rund 40 Sekunden in einem großen Feuerball. Grund war ein gravierender Programmierfehler, der den Computer abstürzen ließ, die Rakete außer Kontrolle geraten ließ und daraufhin das Selbstzerstörungssignal aussendete.

Die neuen Triebwerke, die Oberstufe und die Startrampe der Ariane 6 wurden im Vorfeld so weit wie möglich getestet, doch am Ende muss sich die Rakete im tatsächlichen Flug bewähren. Schon der kleinste Fehler kann zu einem spektakulären Misserfolg führen.

Der erste kommerzielle Flug der Ariane 6 soll Ende des Jahres stattfinden – einen erfolgreichen Test vorausgesetzt. Für 2025 sind derzeit acht Starts geplant, danach dürfte sich die Frequenz bei mindestens neun Flügen pro Jahr einpendeln.