1931 schrieb Peter Lorre als pathologischer Kindermörder in Fritz Langs Meisterwerk „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ Filmgeschichte. Es waren vor allem seine Augen und seine Stimme, die den Schauspieler (1904-1964) besonders machten. Das wird in einer Dokumentation mit dem Titel „Peter Lorre – Hinter der Maske des Bösen“ deutlich, die an diesem Montag (10. Juni, 22 Uhr) auf Arte zu sehen ist.
Zuvor wird um 20:15 Uhr der Filmklassiker von Fritz Lang gezeigt. Darin spielt Lorre mit geradezu beklemmender Intensität den finsteren pfeifenden Kindermörder Hans Beckert. Dieser Film war Segen und Fluch zugleich, denn fortan wurden ihm immer wieder Filmrollen von Bösewichten angeboten. Das mag auch an seinen großen, oft bedrohlichen, meist aber unglaublich traurigen Augen gelegen haben, die Lorre zusammen mit seiner leisen Stimme stets gekonnt einzusetzen wusste.
Sein problematisches Berufs- und Privatleben (mit drei Ehen), das von klein auf von Alkohol und Drogen geprägt war, wird von der Autorin Evelyn Schels (69, „Pola Kinski – Die Berührte“) gut recherchiert und sehr respektvoll erzählt, angereichert mit einigen Filmausschnitten und Statements, unter anderem der Regisseure Volker Schlöndorff und Christian Petzold.
Die klug und sorgfältig konstruierte Dokumentation beginnt mit der Jugend des Juden, der als Lazlo Loewenstein in Ungarn geboren wurde und später in Wien aufwuchs, und der die Schauspielerei im Theater liebte. Dann kamen die Nazis, und 1935 lockte ihn Hollywood mit gut bezahlten Rollen, und so wurde der junge Mann unter dem Pseudonym Peter Lorre ein vielbeschäftigter Filmschauspieler in den USA.
Lorre spielte in Filmen von Alfred Hitchcock (Der Mann, der zu viel wusste, 1934) und John Huston (Der Malteser Falke, 1941) mit – und in „Casablanca“ (1942). 1951 führte er Regie und spielte die Hauptrolle in „Der Verlorene“, der jedoch ein Flop wurde. In vielen seiner über 80 Rollen auf der Leinwand wirkte er seltsam verloren – ganz gleich, hinter welcher Maske er sich verbarg.
Aufgrund seines Lebensstils und gesundheitlicher Probleme geriet Lorre Ende der 1950er Jahre in finanzielle Schwierigkeiten, seine eigene Produktionsfirma ging pleite. Er musste zahlreiche Rollen in sogenannten B-Movies annehmen, darunter „Der Rabe“ (1962) des kurz zuvor verstorbenen Regisseurs Roger Corman. Auch wenn ihm keine große Karriere beschieden war, wirkt seine faszinierende Wirkung auf die Zuschauer bis heute.