Beliebter Zuckerersatz: Hoher Xylit-Spiegel im Blut erhöht Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko
Auch das Schlaganfallrisiko ist gestiegen
Birkenzucker kann die Herzgesundheit verschlechtern
11.06.2024, 11:36 Uhr
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Wer Kalorien sparen möchte, greift häufig zu Zuckerersatzstoffen. Beliebt ist Birkenzucker, auch Xylit genannt. Doch inzwischen gibt es Hinweise, dass ein hoher Konsum mit Herzproblemen in Zusammenhang stehen könnte.
Wer häufig den Zuckerersatz Xylit zu sich nimmt, hat ein erhöhtes Risiko, Herzprobleme zu entwickeln oder einen Schlaganfall zu erleiden. Das hat ein Forscherteam um den Kardiologen Marco Witkowski, der am Deutschen Herzzentrum an der Charité arbeitet, in Kooperation mit der Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio herausgefunden. Für die Studie wurden Blutproben von mehr als 3300 Herz-Kreislauf-Patienten aus den USA und Großbritannien untersucht und analysiert. Alle Patienten wurden zudem über einen Zeitraum von drei Jahren nachbeobachtet. Auch an gesunden Personen wurden Tests durchgeführt.
Bei der Auswertung der Daten stellten die Forscher fest, dass Patienten mit hohen Xylit-Konzentrationen im Blut deutlich häufiger Schlaganfälle oder Herzinfarkte erlitten. Konkret steige das Risiko für schwere kardiale Ereignisse bei erhöhten Xylit-Werten im Blut um 57 Prozent, schreibt das Team in einer Mitteilung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Der Grund: Xylit steigert die Reaktionsfähigkeit der Blutplättchen, was die Bildung von Blutgerinnseln fördert und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.
Im Körper und in der Natur
Xylitol ist ein Stoff, der natürlicherweise in bestimmten Früchten, Gemüsesorten, Pilzen sowie im menschlichen Körper vorkommt und ursprünglich aus der Rinde der Birke gewonnen wurde. Deshalb wird der Zuckerersatz umgangssprachlich auch Birkenzucker genannt. Die Lebensmittelindustrie bezeichnet ihn deshalb häufig als „natürlichen Süßstoff“.
Im Vergleich zu anderen Zuckerersatzstoffen weist Xylitol viele verschiedene positive Eigenschaften auf. Es hat eine ähnliche Konsistenz wie Haushaltszucker, schmeckt genauso süß und hat deutlich weniger Kalorien. Im Gegensatz zu anderen Zuckerersatzstoffen hinterlässt Xylitol keinen bitteren Nachgeschmack. Weil es die Textur, Feuchtigkeit und Haltbarkeit von Produkten verbessert, wird es auch in der Lebensmittelindustrie geschätzt und häufig verwendet. Als Lebensmittelzusatzstoff ist es als E967 bekannt. Xylitol werden außerdem gesunde Eigenschaften für die Zähne zugeschrieben, weshalb der relativ teure Zuckerersatz auch in Kaugummi, Zahnpasta und Bonbons enthalten ist.
Auch Erythrit ist bedenklich
Doch nicht nur der bei Konsumenten und Industrie beliebte Birkenzucker, sondern auch der Süßstoff Erythrit erhöht das Risiko für sogenannte kardiovaskuläre Ereignisse. Darüber hatte das Team bereits 2023 in einer Publikation berichtet. Beide Stoffe zählen zur Gruppe der Zuckeralkohole.
„Unsere Untersuchungen verdeutlichen die potenziellen Risiken von Xylitol und zeigen, dass Süßstoffe nicht unbedingt die harmlose Zuckeralternative sind, für die sie oft gehalten werden. Der Konsum von Xylitol kann zusätzliche Gesundheitsrisiken bergen, insbesondere für Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Risiken“, sagt Witkowski. „Es ist wichtig, dass Verbraucher sich dieser Risiken bewusst sind und den Konsum dieser Süßstoffe überdenken. Im Zweifelsfall sollten sie ihren Arzt oder Ernährungsberater konsultieren.“
Angesichts der weit verbreiteten Verwendung von Xylitol in Lebensmitteln und Zahnpflegeprodukten halten es Forscher für wichtig, die potenziellen Gesundheitsrisiken weiter zu untersuchen. Die Ergebnisse der Studie wurden im European Heart Journal veröffentlicht.