Blog

CHIO in Aachen: Thieme stiehlt Vogel im Grand Prix die Show

Stand: 07.07.2024 19:32

Andre Thieme war schon beim CHIO am Boden zerstört – am Ende feierte er aber einen historischen Sieg. Für Richard Vogel wurde das Stechen im Großen Preis zum Drama.

Von Volker Schulte (Aachen)

Nach einer überaus erfolgreichen Woche in Aachen war am Sonntag alles bereit für Vogels Krönung. Der Shootingstar des deutschen Springsports ging als letzter in das Stechen des Großen Preises und lag spektakulär auf Siegkurs, nur ein Hindernis stand ihm im Weg. United Touch legte mit gewohnt starken Sprüngen los, Vogel wollte schon jubeln – doch dann ließ ein Huf die Stange fallen.

„Ich war mir fast sicher, dass ich es geschafft habe“, sagte Vogel. „Ich werde daraus lernen.“ Mit Platz drei war er dennoch zufrieden. „Das hätte ich heute Morgen sofort unterschrieben.“

Vogels beeindruckende CHIO-Bilanz

Der 27-Jährige hatte in Aachen mit seinem zweiten und dritten Pferd ein Top-Ergebnis nach dem anderen erzielt, darunter vier Siege. Bundestrainer Otto Becker nannte ihn einen „begnadeten Reiter. Was er macht, ist einfach top. Er hat einen Plan.“

Schon vor Aachen hatte Becker entschieden, dass Vogel mit United Touch bei Olympia für Deutschland reiten würde – ebenso wie Christian Kukuk mit Checker und Philipp Weishaupt mit Zineday.

Thieme: Erst enttäuschend, dann wütend

Für Thieme war der CHIO bis Sonntag ganz anders verlaufen als für Vogel. Wohlwissend, dass er bei Olympia noch um den vakanten Platz als Reservereiter kämpfte, zeigte er im Nationenpreis eine durchwachsene Leistung.

„Vielleicht war es tatsächlich nach dem Nationenpreis, dass ich gesagt habe: Ich will dieses Jahr einfach nicht zu Olympia, ich wollte es einfach zu sehr und war innerlich nicht locker genug – und das hat das Pferd wahrscheinlich auch gemerkt“, sagte Thieme in der Sportschau.

Dann habe ihm seine Frau Corinna gesagt, er solle wieder nur für sich reiten, ohne an die anderen zu denken, berichtete Thieme. „Das war es dann irgendwie. Ich kam in den Rhythmus und heute ist meine Chakaria gesprungen, als wäre sie von einem anderen Stern. Es ist unglaublich, dass ich so ein Pferd haben kann.“

Mclain Ward auf dem zweiten Platz

Chakaria hatte Thieme fehlerfrei durch die ersten beiden Umläufe des Grand Prix und damit ins Stechen gebracht. Auch dort blieb sie ohne einen einzigen Abwurf und war eine Sekunde schneller als der zweitplatzierte Mclain Ward (USA) mit Ilex. Der Schweizer Martin Fuchs mit Leone Jei hatte wie Vogel einen Abwurf und wurde Vierter.

Ehning verpasst Play-off knapp

Neun Starter hatten den ersten Umlauf fehlerfrei gemeistert, darunter vier Deutsche. Im zweiten Umlauf wurden Routinier Marcus Ehning und Coolio am letzten Hindernis zu Fall gebracht und verpassten das Stechen. Ehnings Spitzenpferd Stargold, mit dem er im vergangenen Jahr in Aachen siegte, befindet sich nach einer Verletzung im Aufbautraining.

„Ich bin wirklich glücklich, dass ich in der ersten Runde fehlerfrei geblieben bin“, sagte Ehning und wies darauf hin, dass Coolio ein relativ neues Pferd sei. „Er nimmt zum ersten Mal an einem solchen Grand Prix teil.“

Wargers wird Sechster und fährt nach Paris

Auch Kendra Claricia Brinkop mit Tabasco, die im Nationenpreis mit einem Doppelnuller stark auftrumpfte, kassierte im zweiten Umlauf sechs Strafpunkte und landete auf Platz 15. Jana Wargers (Platz 6), Christian Kukuk (Platz 7) und Daniel Deußer (Platz 11) zeigten fehlerfreie zweite Ritte, nachdem sie im ersten Umlauf jeweils einen Abwurf erlitten hatten.

Nach einer Top-Leistung im Nationenpreis wurden Wargers und Dorette am Nachmittag von Bundestrainer Becker als Reservepaar für das Olympia-Team nominiert. Für Teilnehmer Thieme war das keine Überraschung mehr. „Ich wusste, dass Platz vier zu haben ist. Aber die beiden Umläufe im Nationenpreis haben nichts gebracht“, sagte er, fügte aber hinzu: „Jetzt kann ich damit leben, für Olympia nur noch Nummer fünf zu sein.“