Chrupalla: „Weidel wäre ein sehr guter Kanzlerkandidat“
AfD-Chef Chrupalla würde Co-Vorsitzende Weidel als Kanzlerkandidatin unterstützen. Er sagte dies in ARD-Sommerinterview. Es gibt in dieser Frage keinen Machtkampf oder Streit zwischen den beiden Parteiführern.
Beim AfD-Bundesparteitag vor einer Woche waren die Parteivorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel in ihren Ämtern bestätigt worden. Die Entscheidung über eine mögliche Kanzlerkandidatur blieb allerdings offen. Nun kündigte Chrupalla an, eine Kanzlerkandidatur von Co-Vorsitzender Alice Weidel zu unterstützen. „Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, die ich auch unterstützen würde“, sagte Chrupalla im ARD-Sommerinterview.
„Die AfD bewegt sich Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl“
Es gebe in dieser Frage keinen Machtkampf oder Streit zwischen den beiden Parteichefs, sagte er. Er erwarte aber keine Entscheidungen. Die endgültige Entscheidung müssten die Gremien der AfD treffen, sagte Chrupalla. Für ihn sei klar, dass die AfD mit einem Kanzlerkandidaten in die kommende Bundestagswahl gehen werde: „Wenn wir in den Umfragen zweitstärkste Kraft sind, müssen wir bei der Bundestagswahl natürlich diesen Frontalangriff auf diese Regierung starten“, sagte Chrupalla. „Und nach der Kommunalpolitik, nach der Landespolitik wollen wir natürlich irgendwann auch auf Bundesebene regieren, das ist ganz klar.“
Weidel selbst blieb im ZDF-Sommerinterview wortkarg. „Ich kann mir viele Kandidaten vorstellen, und das ist noch gar nicht entschieden“, sagte sie in der Sendung „Berlin direkt“. Über diese Frage werde sich in den nächsten Monaten ein Parteitag oder eine Mitgliederbefragung entscheiden.
Chrupalla: Keine Wiedereinführung Wehrpflicht
Auf die Frage nach der Wehrpflicht sagte Chrupalla in einem Interview, er sei gegen deren Wiedereinführung – entgegen dem, was das Grundsatzprogramm der AfD vorsieht. „Persönlich bin ich derzeit gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht“, sagte er. Seiner Meinung nach führe die Diskussion um die Wehrpflicht zu „einer riesigen Verunsicherung in der deutschen Bevölkerung“. Wenn nun über die Wehrpflicht diskutiert werde, dann gehe es „im Grunde um die Vorbereitung auf den Krieg“.
Chrupalla würde stattdessen die Einführung eines „Deutschlandjahres“ begrüßen, in dem Menschen zwischen Wehrdienst und Zivildienst wählen könnten. Auch einen Zivildienst könnte er sich vorstellen, der pflegende Angehörige entlasten würde.
Weidel dagegen sprach sich im ZDF-Sommerinterview für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. Allerdings dürften deutsche Soldaten nicht in die Ukraine geschickt werden; sie dürften nicht „für einen Krieg wie diesen in der Ukraine verschwendet“ werden. Die Wehrpflicht dürfe dafür „nicht missbraucht“ werden.
AfD-Chefin Weidel will Wahlsieg von Trump
Angesprochen auf die US-Präsidentschaftswahl im November sagte Weidel, sie hoffe auf einen Sieg Donald Trumps. „Ich drücke Donald Trump auf jeden Fall die Daumen.“ Amtsinhaber Joe Biden „darf nicht Präsident werden“. Er sei „offensichtlich nicht mehr Herr seiner geistigen Fähigkeiten“, sagte sie mit Blick auf die jüngsten Diskussionen um Bidens Gesundheitszustand.
Die AfD-Chefin hofft, dass im Falle eines erneuten Wahlsieges des ehemaligen US-Präsidenten Trump die Hilfen für die Ukraine eingestellt werden. Trump habe „versprochen, den Krieg in der Ukraine durch ein Ende der finanziellen Unterstützung zu beenden“, sagte Weidel. „Und ich glaube, er wird sein Wort halten.“
Chrupalla: Kompromiss im Ukraine-Krieg finden
Der Ukraine-Krieg war auch Thema in ARD-SommerinterviewChrupalla sagte, er könne sich hier einen Kompromiss vorstellen. Dafür müsse die Ukraine ihre Nato- und EU-Mitgliedschaft aufgeben. Russland müsse sich komplett aus der Ukraine zurückziehen. „Ich glaube, es wäre dann in unserem beiderseitigen Interesse, wenn Russland sagt: ‚Natürlich ziehen wir uns aus diesen Gebieten zurück'“, sagte Chrupalla.
Chrupalla forderte die Bundesregierung auf, möglichst schnell auf eine friedliche Lösung hinzuwirken. Berlin könne seiner Meinung nach auch als Ort einer Friedenskonferenz dienen, „bei der alle Kriegsparteien – die Ukraine, Russland und auch die USA – an einen Tisch gehören“, so Chrupalla. Über Frieden könne man nicht reden, wenn etwa Russland nicht dabei sei.
Chrupalla äußerte seine Überzeugung, dass die Nato-Osterweiterung zum Krieg in der Ukraine beigetragen habe. Dabei müssten die Sicherheitsinteressen der Ukraine und Russlands berücksichtigt werden.
Der AfD-Chef erklärte, es gebe in Deutschland rund eine Million Ukrainer, die Bürgergeld beziehen. Dies würde den Steuerzahler sechs Milliarden Euro kosten, sagte Chrupalla. Diese Aussagen lassen sich allerdings nicht aufrechterhalten, wie der Faktencheck der ARD-Faktenfinder macht sich auf den Weg.
„Möglichst wenig Asylbewerber aufnehmen“
Chrupalla sprach in diesem Zusammenhang über die Migration, die aus Sicht der AfD stärker begrenzt werden müsse. Ziel müsse es sein, so wenig Asylbewerber wie möglich aufzunehmen. Wenn möglich, solle die Zahl bei null liegen. Er sprach sich für restriktive Grenzkontrollen aus. Das deutsche Asylsystem werde „exzessiv von Kriminellen und Menschen missbraucht, die in Deutschland nichts zu suchen haben“, so Chrupalla. Die aktuelle Migrationspolitik sei „eine massive Bedrohung für die Sicherheit deutscher Bürgerinnen und Bürger“.
Asylsuchende, die Straftaten begangen haben oder polizeilich bekannt sind, müssen umgehend abgeschoben werden. Dazu sollten Rückführungsabkommen mit den jeweiligen Ländern geschlossen werden. Zudem müssen in Drittstaaten Asylzentren eingerichtet werden.