In 9 In wenigen Tagen rollt der Ball bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Das DFB-Team eröffnet die Endrunde dann im ersten Gruppenspiel gegen Schottland. Anpfiff ist um 21 Uhr in der Münchner Allianz Arena.
Heute schauen wir uns unseren EM-Countdown an der Spieler, der bei einer Endrunde die meisten Tore geschossen hat – und nicht auf den Rekordtorschützen der gesamten Geschichte der Fußball-Europameisterschaft. Dabei handelt es sich um niemand anderen als den „Maestro des französischen Fußballs“: Michael PlatiniDer künftige Nationaltrainer und langjährige UEFA-Präsident sollte EM 1984 nämlich (höchstwahrscheinlich) einen Rekord für die Ewigkeit aufzustellen.
Für Frankreich war diese EM die zweite Heim-EM, nachdem das erste Turnier bereits 1960 dort stattgefunden hatte. Kurios dabei ist, dass die Équipe Tricolore an den fünf Turnieren zwischen 1960 und 1984 gar nicht teilnahm. 1964, 1968, 1972, 1976 und 1980 hatte sie sich nicht qualifiziert. Platini, der im Jahr zuvor mit dem ersten seiner drei Ballon d’Ors ausgezeichnet worden war, bestritt seine ersten EM-Spiele tatsächlich erst im Alter von 28 Jahren bei der EM 1984.
Das hinderte Platini, der bei der FIFA-Wahl zum besten Fußballer des 20. Jahrhunderts den siebten Platz belegte, jedoch nicht daran, der heimischen Europameisterschaft seinen Stempel aufzudrücken. Zwei Jahre zuvor war Frankreich bei der WM 1982 im Halbfinale unglücklich an Deutschland gescheitert. Nun wollte das Team von Trainer Michel Hidalgo Wiedergutmachung leisten und endlich den ersten Titel für die große Fußballnation holen – und Platini lieferte.
Der offensive Mittelfeldspieler und kreative Kopf von Les Bleus erzielte im Auftaktspiel gegen Dänemark in der 78. Minute das entscheidende 1:0-Siegtor und war auch im zweiten Gruppenspiel gegen Belgien zur Stelle. Dort erzielte er in der 4. Minute das 1:0 und leitete damit einen 5:0-Sieg ein, zu dem er in der Schlussphase noch zwei weitere Tore beisteuerte. Beim knappen 3:2-Sieg gegen das bereits ausgeschiedene Jugoslawien gelang Platini sogar sein zweiter Hattrick in Folge, was von besonderer Bedeutung war. Mit dem 1:1 erzielte er sein 31. Länderspieltor und löste damit Just Fontaine als Rekordtorschütze seines Landes ab. Sein Flugkopfball zum 2:1-Vorsprung wurde zudem kurz darauf von den deutschen Fußballfans in der Sportschau zum ‚Tor des Monats Juni‘ gewählt.
Da 1984 nur acht Mannschaften an einer Endrunde einer Europameisterschaft teilnahmen, folgte auf die Gruppenphase das Halbfinale. Dabei stand Frankreich Portugal gegenüber – und das wohl dramatischste Spiel des Turniers. Die Equipe Tricolore war durch Jean-Francois Domergue früh in Führung gegangen, kassierte gegen ein stark defensiv und auf Konter spielendes portugiesisches Team in der 74. Minute aber den 1:1-Ausgleich. Das war ein echter Schock, denn das Spiel ging in die Verlängerung. Dort drängte Frankreich auf die Führung – und lief in einen Konter. Das Spiel schien entschieden, doch die Gastgeber gaben nicht auf und glichen in der 114. Minute tatsächlich aus. Doch damit nicht genug: Eine Minute vor Schluss erzielte Platini sogar noch das viel umjubelte 3:2-Siegtor und hievte Frankreich ins Finale.
Auch hier war es wieder Platini, der die entscheidende Rolle spielte. Zunächst überrascht von der offensiven Spielweise der Spanier, kam Frankreich lange Zeit kaum zu Torchancen. In der 57. Minute, als die französischen Fans schon unruhig wurden, verwandelte Platini mit Hilfe des spanischen Torhüters Luis Arconada einen Freistoß zum etwas überraschenden 1:0 und brachte seine Nation auf die Siegerstraße. Spanien drückte, Frankreich konterte und erzielte in der 90. Minute durch Bruno Bellone das 2:0. Der erste Titelgewinn der Les Bleus war gesichert – dank Platinis neun Toren.
Ein Wert, an den seitdem kein Spieler mehr herankam. Tatsächlich erzielte seit 1984 nur ein Spieler mehr als fünf Tore bei einer EM – wiederum ein Franzose bei einer Heim-EM: Antoine Griezmann. Der Stürmer von Atletico Madrid schoss die Équipe Tricolore mit sechs Toren ins Finale 2016, das man dann mit 0:1 gegen Portugal verlor.
Bei der EM sollte Platini keine weiteren Tore mehr erzielen, denn 1988 scheiterte Frankreich als Titelverteidiger erneut an der Qualifikation. Erst 1992 gelang der erneute Einzug in die Endrunde – damals allerdings mit Platini auf der Trainerbank. Seine neun Tore reichten ihm dennoch, um lange Zeit die Spitzenposition zu halten. Rekordtorschütze die Europameisterschaft. Christiano Ronaldo konnte diesen Rekord erst 2016 egalisieren und 2021 übertreffen. Der Portugiese hält nun mit 14 Toren in Endspielen den neuen Torrekord, Platini bleibt auf Platz 2 vor Griezmann und Alan Shearer (je 7).