Freddie Mercurys letzte Jahre – Film auf Arte
Freddie Mercury zog sich auf dem Höhepunkt des Erfolgs seiner Band Queen von der großen Bühne zurück. Ein Megakonzert der „Magic Tour“ vor geschätzten 120.000 Zuschauern im Knebworth Park 1986 war sein letzter Auftritt mit der Gruppe, die mit Songs wie „We Will Rock You“, „Another One Bites The Dust“ und „Radio Ga Ga“ weltweite Erfolge feierte. Am 24. November 1991 starb der legendäre, an Aids erkrankte Sänger in London an den Folgen einer Lungenentzündung.
Die Dokumentation „Freddie Mercury: The Last Act“, die am Sonntag (7. Juli) um 23:05 Uhr auf Arte gezeigt wird, beleuchtet Mercurys letzte Jahre und das „Freddie Mercury Tribute Concert for Aids Awareness“, das ihm zu Ehren nach seinem Tod im Wembley-Stadion stattfand.
Viele Männer teilten Freddies Schicksal
Der von der britischen BBC produzierte und ursprünglich 2021 zum 30. Todestag Mercurys veröffentlichte Film erzählt auch die Geschichte anderer schwuler Männer in den 1970er und 1980er Jahren. Er zeigt eindringlich, wie sich Aids auf ihr Leben auswirkte – und die gesellschaftliche Wirkung von Freddie Mercury, der seine Krankheit einen Tag vor seinem Tod öffentlich machte.
Ehemalige Weggefährten und Freunde wie der Journalist David Wigg, Mercurys persönlicher Assistent Peter Freestone und seine Schwester Kashmira Bulsara sprechen über das Privatleben des Sängers, darunter auch seine langjährige Beziehung mit Jim Hutton. Mercury machte seine Homosexualität nie öffentlich. Ein Geheimnis war sie aber auch nicht. „Die Leute ignorierten es einfach“, erinnert sich Queen-Gitarrist Brian May.
Manche Anekdoten wirken aus heutiger Sicht absurd. Das Musikvideo zu „I Want To Break Free“ sorgte in den USA für Ärger, weil der Queen-Musiker in Frauenkleidern auftrat. Gedacht war es als Parodie auf die Seifenoper „Coronation Street“, die in Amerika niemand kannte. Selbst der Musiksender MTV reagierte irritiert. „Sie sagten: Das können wir unseren Zuschauern nicht zumuten“, sagt May. „Heute können wir darüber lachen.“
Mercurys Bühnenrückzug beunruhigt Bandkollegen
Mitte der 1980er Jahre tauchten in der britischen Presse erstmals Gerüchte über Mercurys Gesundheitszustand auf. Auch seine Bandkollegen hatten ein ungutes Gefühl. „Er bestand darauf, dass er nicht mehr live auftreten wolle“, sagt Queen-Schlagzeuger Roger Taylor. „Da wussten wir, dass etwas nicht stimmte.“ Mercury soll die anderen allerdings erst mehrere Jahre später über seine Diagnose informiert haben.
Nach seinem Rückzug von der Bühne nahm der Sänger mit der vier Oktaven umfassenden Stimme noch zwei komplette Alben mit Queen auf – „The Miracle“ (1989) und „Innuendo“ (1991) mit der eindringlichen Single „The Show Must Go On“. Der Sänger spürte damals, dass ihm nur noch wenig Zeit blieb. Er nutzte seine schwindenden Kräfte, um weitere Songs aufzunehmen, den letzten im Mai 1991. Zu hören sind sie auf dem Album „Made In Heaven“, das 1995 posthum erschien.
Freddie Mercurys Tod kam für ihn nicht mehr überraschend. „Es war trotz allem ein Schock“, sagt May. Zu allem Übel mussten die Bandmitglieder in den Wochen danach immer wieder böse Schlagzeilen über ihren Freund lesen. „Sie sagten: ‚Er hat es verdient. Er hat wahrscheinlich mit jedem geschlafen. Es musste sein'“, erinnert sich May. Gemeinsam mit Taylor machte er sich daran, gegen die Stigmatisierung Aids-Infizierter und die Diskriminierung Schwuler und Lesben zu kämpfen.
Tribute-Konzert als spektakulärer Abschied
Mit dem spektakulären „Freddie Mercury Tribute Concert for Aids Awareness“ wollte die Band auf Aids aufmerksam machen. Im April 1992 traten die verbliebenen Queen-Musiker mit zahllosen Stars auf, darunter George Michael, Liza Minnelli, Annie Lennox und David Bowie, aber auch mit Bands wie Def Leppard, Guns N‘ Roses und Metallica. Legendär sind Elton Johns und Axl Roses gemeinsame Darbietungen von „Bohemian Rhapsody“ und George Michaels „Somebody To Love“.
In der 90-minütigen Dokumentation erinnern sich einige der Musiker an diesen besonderen Tag, als Brian May, Roger Taylor und John Deacon vor der ganzen Welt Abschied von ihrem Frontmann nahmen. Alle Beteiligten sind sich einig: Es war mehr als nur ein Konzert. „Freddie Mercury: The Last Act“ liefert einen spannenden und bewegenden Rückblick – eine sehenswerte Dokumentation.