Hype um türkischen Star Arda Güler erreicht Leipzig
Leipzig. An der Schwarzmeerküste schlug das Hype-Barometer zuerst aus. Dieser Mann wirbelte durch das Stadion nach Samsum und weil er einen magischen Fuß zu haben schien, zirkelte er den Ball ins Tor. Das sorgte für Wellen, auch außerhalb des Stadions. Traumtor. 2:0 gegen Wales. An der sonst so ruhigen Küste fieberte die Türkei mit der EM und der großen Zukunft ihres neuen Superstars: Arda Güler.
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Bei Fenerbahce Istanbul kannte man den 18-Jährigen damals schon – für einen dieser Istanbuler Klubs zu spielen, bedeutet vielen Fußballern in der Türkei die Welt. Fener-Debüt mit 16, Nationaldebüt mit 17, erstes Tor mit 18. Natürlich war der Hype groß. Doch konnte der hochtalentierte Spieler sein Versprechen halten? Ein Jahr später kann man sagen, dass der Hype einen neuen Höhepunkt erreicht hat, und zwar in Deutschland. Der junge Mann, heute 19 Jahre alt und bei Real Madrid spielend, bestätigte die Euphorie. Im Gruppenspiel gegen Georgien donnerte Güler einen 118 km/h schnellen Schuss zum 2:1 ins Tor.
Arda Güler nach seinem Treffer zum 2:1 gegen Georgien.
Quelle: IMAGO/Paul Currie/Shutterstock
Real-Trainer Ancelotti schwärmt von Güler
One-Hit-Wonder verpflichten die Königlichen normalerweise nicht. Wer bei Spaniens Serienmeister einen Sechsjahresvertrag unterschreibt, muss ein Juwel sein. Carlo Ancelotti lobte Güler sogar öffentlich, mitten in der Innenstadt, am legendären Cibeles-Brunnen, auf der Party nach dem jüngsten Champions-League-Sieg – bei dem er nicht einmal zum Einsatz kam. Ein Jahr später, nach seinem 20-Millionen-Euro-Wechsel im vergangenen Sommer, hat er in La Liga zehn Einsätze und sechs Tore geschossen.
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„Ich habe die Zigarre geraucht, ich habe mit Eduardo getanzt… und jetzt möchte ich euch einen sehr interessanten Mann vorstellen“, rief der Italiener ins Mikrofon. „Aaaarda, er ist sehr schüchtern. Mach weiter, Junge“, erklärte der Welttrainer. Der schüchterne Arda scheint trotz aller Belastungen durch den größten Club der Welt (Real) und die vielleicht frenetischsten Fans der Welt (Türkei) den Bezug zur Realität nicht zu verlieren. Wie auch? „Der Ball liebt ihn“, sagte Ancelotti. So arrogant riskiert man keine Liebe.
Mehr Muskeln und Lob von Toni Kroos
1,75 Meter groß, 70 Kilogramm schwer, eher leichtfüßig, hat in seinem ersten schwierigen Jahr bei Real aufgrund einer Meniskus- und Muskelverletzung eisern gespielt und Muskelmasse aufgebaut. „Man muss wirklich sagen, dass er für sein Alter ein Riesentalent ist. Er hat einen sehr, sehr feinen linken Fuß. Das wird man noch oft sehen“, sagt sein ehemaliger Mitspieler Toni Kroos.
Aktuell – vor dem Achtelfinale an diesem Dienstag (21 Uhr) im Leipziger Stadion – ist der 19-Jährige mit großer Zukunft der Hoffnungsträger für die türkischen EM-Träume. „Arda, Arda, Arda“, skandieren die frenetischen „Türkiye“-Fans. Zehn Länderspiele und zwei Tore (wie im Bilderbuch) schreien nach mehr.
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Der gehypte Jungstar ist sogar der jüngste Spieler bei der EM, der bei seinem Debüt ein Tor erzielte – der portugiesische Ex-Real-Superstar Cristiano Ronaldo liegt hinter ihm. Das gilt übrigens auch für eine moderne Fußballwährung: Güler hat in Sachen Zugewinne Ronaldo, Jude Bellingham und Kylian Mbappé hinter sich gelassen – eine Million neue Instagram-Follower hat er in den ersten beiden EM-Wochen gesammelt, mehr als das gigantische Trio. Güler via Insta an die 10,3 Millionen User nach dem Erreichen des Achtelfinals: „Sehr stolz auf diese Mannschaft!“
Müldür über Güler: „Cooler, entspannter Spieler“
Eminent wichtig für den Job: unschätzbare Qualitäten im Dribbling, Passen, Abschluss, vorrangig als Nummer 10 im Mittelfeld, aber auch sonst in der Offensive schwer zu fassen, von rechts mit links oder als Spielmacher anstelle des für Dienstag gesperrten Hakan Calhanoglu. Die „Marca“ aus seiner Wahlheimat Spanien nannte ihn den „türkischen Messi“. Daheim meinte der türkische TV-Sender TRT Spor nach dem Tor gegen Georgien: „Er wird nicht der Spieler des Spiels, aber der Spieler der EM 2024.“
Und was sagt einer seiner Kollegen am Tag vor dem Topspiel über seinen übergroßen Teamkollegen? Der in Wien geborene Rechtsverteidiger Mert Müldür (seit einem Jahr bei Fenerbahce Istanbul) meint: „Er ist ein cooler, entspannter Spieler.“ Trotz allem Hype.
LVZ