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Mit 64 Jahren Verspätung: Aue empfängt Ex-Meister aus Nordirland

Mit fast 64 Jahren Verspätung findet an diesem Wochenende ein besonderes Fußballspiel im Erzgebirge statt. Der FC Erzgebirge richtet ein „internationales Nachholspiel im Europapokal“ aus. Am Samstag, 6. Juli, empfangen die „Veilchen“ den Glenavon Football Club aus Nordirland.

1960: Britische Regierung verweigert Visum

Eigentlich hätten Aue und der nordirische Club aus der Grafschaft Armagh schon 1960 aufeinandertreffen sollen. Die „Veilchen“, die damals noch SC Wismut Karl-Marx-Stadt hießen, feierten 1959 ihre dritte DDR-Meisterschaft. Damit durfte der Club im Europapokal antreten – und bekam Glenavon zugelost. Die Nordiren hatten damals ihre erfolgreichste Zeit, holten in den 50er- und 60er-Jahren insgesamt 14 Titel.

Zum Duell der Nordiren mit der Wismut kam es allerdings nie: Mitten im Kalten Krieg verweigerte die britische Regierung Fußballern aus der DDR die Erteilung von Visa. Auch die Vermittlung der Europäischen Fußball-Union UEFA scheiterte. Glenavon wurde disqualifiziert. Aue kam kampflos weiter und schaffte es bis ins Europacup-Achtelfinale, wo der SC in drei Spielen an Rapid Wien ausschied.

Glenavon-Trainer: „Es wird eine große Herausforderung“

„Beide Teams gehörten früher zu den ganz großen Namen in ihren jeweiligen Ligen“, blickt Glenavon-Manager Stephen McDonnell zurück. Das Team, das in der vergangenen Saison in der Premiership Platz zehn belegte, freut sich auf das Duell im Erzgebirge: „Es wird eine große Herausforderung für uns, gegen eine Mannschaft dieser Klasse zu spielen“, so McDonnell.

Heidrich: „Fans sehnen sich nach dem Spiel“

Auch Aues Sportdirektor Matthias Heidrich ist glücklich: „Endlich haben wir die Chance, das Spiel nachzuholen, auf das sich die Fans so gefreut haben“, sagte der 46-Jährige, der wie sein nordirischer Kollege McDonnell lange nach der Spielabsage geboren wurde. Über Gegner Glenavon sagt Heidrich: „Es ist ein nordirischer Erstligist. Ich sage trotzdem, dass die emotionale Seite des Spiels das Wichtigste ist.“

Flugstreik in Nordirland – Glenavon kann umbuchen

Und auch die Revanche der einst politisch verhinderten Partie hätte beinahe abgesagt werden müssen. Gab es 1960 Probleme bei der Einreise der Wismut-Mannschaft, war die Ausreise für Glenavon diesmal schwierig. Wegen eines Streiks der Airline wurde der Flug der Nordiren am Montag abgesagt. Am Dienstag dann Entwarnung: Die Gäste von der Insel konnten auf einen anderen Flug umbuchen – dem Anpfiff am Samstag sollte also nichts mehr im Wege stehen.