Nach Prologniederlage schlägt Ganna in Kals zu
Österreichrundfahrt: Rapp Großglocknerkönig
Von Matthias Seng
Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) gewann das zweite Einzelzeitfahren des 107. Giro d’Italia. | Foto: Cor Vos
06.07.2024 | (rsn) – Nachdem er sich im Prolog als Top-Favorit noch mit Platz zwei zufrieden geben musste, schlug Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) auf der 4. Etappe der 73. Österreich Rundfahrt (2.1), die über den Großglockner führte, zu und feierte nach 151,7 Kilometern von St. Johann Alpendorf nach Kals am Großglockner seinen dritten Saisonsieg.
Der 28-jährige Italiener setzte sich mit einem frühen Start im Bergaufsprint einer rund 20 Fahrer umfassenden Spitzengruppe gegen seinen Landsmann Diego Ulissi (UAE Team Emirates) durch und sicherte seinem Team damit den zweiten Tagessieg nach dem Sieg von Brandon Rivera auf der zweiten Etappe. Diesmal wurde der Kolumbianer Dritter, zwei Sekunden hinter dem zeitgleichen Deutschen Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) und seinem US-Teamkollegen Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers), der gestern Zweiter geworden war.
Bester Österreicher war Felix Großschartner (UAE Team Emirates), der auf 1.320 Metern Höhe als Neunter die Ziellinie überquerte, sein Landsmann Riccardo Zoidl (Felt Felbermayr) belegte den 13. Platz.
Überschattet wurde das Rennen von einem tragischen Unfall, bei dem sich laut einem Bericht der österreichischen Nachrichtenagentur APA der Norweger Andre Drege (Coop – Repsol) tödliche Verletzungen zuzog. Der 25-Jährige sei bei der Abfahrt vom Großglockner gestürzt. Nähere Informationen lagen am Ende der Etappe nicht vor. Die Siegerehrung wurde abgesagt.
Der 34-jährige Ulissi verteidigte sein Rotes Trikot und liegt in der Gesamtwertung vor der Schlussetappe sechs Sekunden vor Rivera und neun Sekunden vor Sheffield, der mit seinem Teamkollegen die Plätze getauscht hatte. Großschartner behauptete seinen vierten Platz (+:0:11), Engelhardt ist mit 2:19 Minuten Rückstand auf Rang 22 bester Deutscher.
Ulissi baute seine Führung in der Punktewertung aus, der Italiener Samuele Zoccarato (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) ist neuer Spitzenreiter in der Bergwertung, gefolgt von Jonas Rapp (Hrinkow Advarics), der als Ausreißer den Titel des Großglockner-Königs holte. Sheffield bleibt Spitzenreiter in der Juniorenwertung.
So verlief die 4. Etappe der Österreich Rundfahrt:
In St. Johann Alpendorf, wo am Freitag die ersten Sekundenabstände herausgefahren wurden, startete die Österreich Rundfahrt (2.1) am Samstagvormittag mit der sogenannten Großglockner-Etappe, bei der die Fahrer auf nur 151,7 Kilometern nicht weniger als 3.786 Höhenmeter zu überwinden hatten.
Nach zahlreichen erfolglosen Attacken löste sich schließlich eine Spitzengruppe um Rapp, den Österreicher Philipp Hofbauer (WSA KTM Graz) und Zoccarato, der schon auf der gestrigen Etappe in der Tagesgruppe mitgewirkt hatte.
Bei sommerlichen Wetterbedingungen gelang es den Ausreißern, einen Vorsprung von mehreren Minuten auf das zunächst passive Feld herauszufahren. In der Großglockner-Steigung sicherte sich Rapp am Fuscher Törl auf gut 2.400 Metern die HC-Bergwertung und nach einer kurzen Abfahrt den Bergpreis bei der Hochtour (2. Kategorie) auf knapp 2.500 Metern, was dem Titel des Großglockner-Königs gleichkam.
In der Abfahrt schloss er mit Zoccarato zusammen, gefolgt von Hofbauer und den weiteren Fahrern der Spitzengruppe, die zurückgefallen waren und nach und nach aus dem Feld eliminiert wurden. Am Iselsberg, 45 Kilometer vor dem Ziel, gewann Rapp auch die dritte Bergwertung des Tages, bevor UAE Emirates das Tempo erhöhte, um den Abstand zu verringern, der zwischenzeitlich mehr als sechs Minuten betragen hatte.
Das Streckenprofil der 4. Etappe der Österreich Rundfahrt | Foto: Veranstalter
Zu Beginn der letzten 30 Kilometer vor dem Ziel wurde Hofbauer eingeholt, während Rapp und Zoccarato das Ende des zwölf Kilometer langen Schlussanstiegs mit einer durchschnittlichen Steigung von vier Prozent mit rund einer Minute Vorsprung auf die rund 40 verbliebenen Verfolger erreichten. Zwei Kilometer später waren die letzten beiden Ausreißer des Tages wieder im Feld verschwunden.
Dort hatte Jayco – AlUla nun das Heft in die Hand genommen. Acht Kilometer vor dem Ziel testete Hermann Pernsteiner (Felt Felbermayr) die Konkurrenz erstmals mit Rückenwind, doch die Lage beruhigte sich schnell wieder. Auf den letzten drei Kilometern zog UAE Emirates an der Spitzengruppe vorbei, die schnell kleiner wurde.
Giulio Pellizari (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) attackierte auf dem bis zu elf Prozent steilen Schlusskilometer und eröffnete damit das Finale, in dem Ganna dann seine Konkurrenten mit einem frühen Start überraschte und in einem langen Sprint den Gesamtführenden Ulissi auf Distanz hielt.
Ergebnisse bereitgestellt von FirstCycling.com