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„Oranje“ im EM-Halbfinale – Niederlande liefern sich Glanzpartie gegen Türkiye

Stand: 06.07.2024 23:02

Niederlande beendet türkischen EM-Traum: Nach Spanien, Frankreich und England hat auch die „Elftal“ nach einem hochklassigen Spiel das Halbfinale erreicht. Am Samstag (6. Juli 2024) besiegte der Europameister von 1988 die Türkei in einem spannenden, hochklassigen und stimmungsvollen Spiel mit 2:1 (0:1).

Sebastian Hochrainer

Der Außenseiter war auch bei der EM 2024 wieder einmal drauf und dran, seinen Überraschungslauf fortzusetzen. Samet Akaydin brachte die Türken in Führung (35. Minute) und sorgte für ein emotionales Beben auf den Rängen des Berliner Olympiastadions. Zwei niederländische Tore innerhalb von sechs Minuten sorgten allerdings für das Ausscheiden des Achtelfinalbezwingers Österreichs. Stefan de Vrij (70. Minute) glich aus, Mert Müldür erzielte per Eigentor den Endstand (76. Minute). In der Runde der letzten Vier treffen die Niederlande am Mittwoch (10. Juli 2024) auf England.

Es war ein echter Kampf. Die Türkei hat mit so viel Herz gespielt, aber wir haben bis zum Ende gekämpft„, sagte Vrij in „Mann des Spiels-UEFA-Interview.“Wir mussten etwas tun und den Gegner unter Druck setzen. Manchmal haben wir Platz gefunden und den Druck aufrechterhalten. Insgesamt war es ein fantastisches Spiel.

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Demiral gesperrt, Niederlande wollen Vorteil nutzen

Bei den Türken fehlte Merih Demiral, der Doppeltorschütze aus dem Achtelfinalsieg gegen Österreich (2:1). Die Disziplinarkammer der UEFA hatte den Abwehrspieler gesperrt, nachdem er den „Wolfsgruß“ gezeigt hatte, das Symbol der türkischen rechtsextremen Organisation „Graue Wölfe“. Im Vorfeld des Viertelfinals hatten auch zahlreiche türkische Fans den „Wolfsgruß“ gezeigt, zunächst beim Fanmarsch und später beim Abspielen der türkischen Hymne im Stadion.

Das Fehlen des gegnerischen Abwehrchefs Demiral wollten die Niederländer ausnutzen. Die Mannschaft von Trainer Ronald Koeman ging sofort in die Offensive und hatte bereits nach wenigen Augenblicken die erste Möglichkeit. Memphis Depay zog von der linken Seite in die Mitte, kam dann aus 15 Metern unbedrängt zum Abschluss, verlor dabei jedoch die Balance und schoss deutlich über die Latte (1.).

Es gab mehrere solcher Situationen, in denen die Niederlande den Gegner zwar überspielten, ihnen aber die letzte Durchschlagskraft vor dem Tor fehlte. Und so gelang es der Türkei, besser ins Spiel zu finden und mehr Kontrolle zu erlangen. Schon mit dem ersten Schuss von Salih Özcan, der aus 22 Metern etwas zu hoch ging, war das Team von Vincenzo Montella voll im Spiel (10. Minute).

Güler zeigt seine große Klasse

Es entwickelte sich ein äußerst intensiver Schlagabtausch, der auch von der außergewöhnlichen Atmosphäre im Berliner Olympiastadion geprägt war. Mit den Fans im Rücken erspielte sich die Türkei sogar einen Vorteil – und hatte einmal mehr den überragenden Flanker des Turniers auf ihrer Seite.

Arda Güler bereitete mit einer butterweichen Flanke auf Akaydin das 1:0 vor (35. Minute) – und das sogar mit seinem schwächeren rechten Fuß. Im Achtelfinale hatte der 19-Jährige mit seinen Eckbällen bereits großen Anteil am 2:1-Sieg gegen Österreich.

Die Türkei ist im Jubel und auf dem besten Weg, wie 2008 das EM-Halbfinale zu erreichen. Güler und Co. sollen in den nächsten Jahren eine goldene Generation aufbauen – doch das Montella-Team war schon jetzt drauf und dran, in die Fußstapfen der Lokalmatadoren von vor 16 Jahren zu treten. Und zwar nicht aus Glück, sondern weil die Türken gegen die zunehmend die Kontrolle verlierenden Niederländer verdient in Führung gingen.

Türkiye baut ein Bollwerk – und hat Chancen

Mit Beginn der zweiten Hälfte wurde die „Elftal“ wieder offensiver und gefährlicher. Besonders die Einwechslung von Wout Weghorst machte sich bemerkbar, hohe Bälle wurden nun zur Gefahr für die türkische Defensive. Der durchschlagende Erfolg blieb jedoch vorerst aus. Fast wäre es aber auf der anderen Seite passiert. Güler nutzte seinen Zauberfuß bei einem Freistoß aus 25 Metern und traf den Pfosten (56. Minute). Der niederländische Torhüter Bart Verbruggen war noch zur Stelle und parierte entscheidend.

Insgesamt verteidigte die Türkei mit der gleichen Leidenschaft und vor allem Erfolg wie zuvor gegen Österreich. Mit jeder Minute wuchs die Hoffnung auf das Erreichen des EM-Halbfinales, die Fans schienen immer lauter zu werden, feierten jede gelungene Aktion ihrer Mannschaft. Und fast das 2:0. Erst parierte Verbruggen gegen Kenan Yildiz, dann rettete Weghorst im Liegen vor dem torbereiten Kaan Ayhan (65.).

Niederlande in der Schlussphase zu stark für Türkiye

Auf der Gegenseite hatte Weghorst dann eine Riesenchance. Nach einer Flanke kam der Ex-Hoffenheimer zum Torschuss, traf den Ball aber nicht richtig und ermöglichte Mert Günok eine Parade im kurzen Eck (70.). Das große Aber aus Sicht der Türken folgte dann im Anschluss: De Vrij stand nach einer kurzen Ecke und Flanke von Depay völlig frei zum Kopfball und erzielte den Ausgleich (70.).

Dieser Moment beflügelte die Niederlande so sehr, dass sie ihren Gegner regelrecht überrannten. Die Türken verteidigten zwar weiterhin selbstlos, waren aber zunehmend überfordert von den wilden Angriffen der „Oranje“. Und so zwangen eine starke Flanke von Denzel Dumfries und der Einsatz von Cody Gakpo im Eins-gegen-Eins Müldür zu einem Eigentor. Die niederländische Wende war perfekt (76.).

Verbruggen im Einsatz

Mit einem tollen Kampf in der Schlussphase sicherten sich die Niederländer den Sieg. Erst blockte Micky van de Ven einen Schuss von Zeki Celik aufs leere Tor souverän, dann warf sich Jerdy Schouten in den Versuch von Kerem Aktürkoglu (85.).

Die „Elftal“ hielt das Ergebnis in türkischer Manier fest, auch weil Verbruggen wie schon Günok im Achtelfinale in der Nachspielzeit herausragende Paraden zeigte (90.+1). So waren die Niederlande die Gewinner des Spiels. Doch die Türkei durfte sich trotz des Ausscheidens und jeder Fan, der zusah, als Sieger fühlen.

Die Niederlande treffen nun am Mittwoch (10. Juli 2024) in Dortmund auf England, um sich für das Finale der EM 2024 zu qualifizieren.