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Wähler in Rastatt und Baden-Baden sind keine Ausnahme

Zentralbaden

Mittelbaden liegt voll im deutschen Trend. Vor allem die Grünen mussten bei der Europawahl deutliche Verluste hinnehmen. Im Landkreis Rastatt verloren sie rund zehn Prozent, in Baden-Baden sogar noch mehr.

Am Rathaus in Gernsbach wehen drei Flaggen – Europa, Deutschland und Gernsbach.

Die drei Fahnen am Rathaus in Gernsbach symbolisieren die Bedeutung des Wahltages am 9. Juni 2024.

Foto: Stephen Juch

Auch in Mittelbaden ist die CDU bei der Europawahl mit Abstand stärkste Kraft. Sowohl in Rastatt als auch in Baden-Baden liegen die Christdemokraten bei der Wählerzustimmung mit jeweils mehr als 30 Prozent deutlich vorn.

Auch die Ampelparteien müssen in der Region ordentlich in die Kritik. Spitzenreiter sind die Grünen. Sie müssen in Mittelbaden zweistellige Verluste einstecken. Die SPD verliert nur knapp. Einzige Ampelpartei, die sich verbessert, ist die FDP – allerdings nur minimal.

Erfreulich ist die Wahlbeteiligung. Sowohl im Landkreis Rastatt als auch im Stadtkreis Baden-Baden gingen diesmal mehr Menschen zur Wahl als vor fünf Jahren. „Das ist eine gute Nachricht“, freut sich Landrat Christian Dusch (CDU).

Der Landrat führte weiter aus, die großen Stimmenzuwächse der AfD bedeuteten, „dass viele Menschen dringenden Veränderungsbedarf in der konkreten EU-Politik sehen“. Das sei angesichts der aktuellen Herausforderungen und der Diskussionen der vergangenen Monate zur Flüchtlings-, Energie- und Wirtschaftspolitik wenig überraschend.

Sahra Wagenknechts Bündnis sofort bei fast fünf Prozent

Neben den Rechtspopulisten profitiert davon offenbar auch das Sahra Wagenknecht-Bündnis (BSW). Die neue Partei legt im Landkreis Rastatt mit knapp fünf Prozent einen bemerkenswerten Start hin. Gemeinsam mit der Linken (rund 1,3 Prozent) wäre die BSW sogar knapp stärker als die FDP.

Gleichzeitig erleidet der oft unpopuläre Koalitionspartner der Freien Demokraten in Berlin Schiffbruch in Mittelbaden. Allein im Bezirk Rastatt verlieren die Grünen rund zehn Prozent. Damit liegen sie in der Wählergunst nur noch auf Platz vier – hinter CDU, AfD und SPD.

CDU bleibt stärkste Kraft in Baden-Baden

Die CDU bleibt in Baden-Baden stärkste Kraft. Die AfD gewinnt deutlich an Stimmen, während die Grünen massiv verlieren. Diese Entwicklung prägt den Ausgang der Europawahl an der Oos.

Die CDU hat den Abwärtstrend von 2019 gestoppt und konsolidiert sich mit einem leichten Zuwachs auf dem Niveau der letzten Europawahl. Sie erreichte 33,7 Prozent, vor fünf Jahren lag sie bei 32 Prozent, damals ein Verlust von mehr als sechs Prozentpunkten.

AfD verzeichnet größte Stimmenzugewinne

Auf Platz zwei landeten die Grünen mit 14,8 Prozent. Für sie bedeutete das Wahlergebnis die größten Verluste. Im Vergleich zu 2019 büßten sie elf Prozentpunkte ein. Damals hatten die Grünen den größten Stimmenzuwachs verbucht und ihr Ergebnis fast verdoppelt.

Die AfD verzeichnete von allen angetretenen Parteien die meisten Stimmen. Sie legte deutlich zu und erreichte 13,4 Prozent. Das sind 3,8 Prozentpunkte mehr als 2019, als die AfD 9,6 Prozent erhielt. Damit erzielte die Partei ihr bislang bestes Ergebnis.

Wahlhelfer zählen in der Jahnhalle in Gaggenau die Briefwahlstimmen aus.

Wahlhelfer zählen in der Jahnhalle in Gaggenau die Briefwahlstimmen aus. Ungewöhnliche Vorkommnisse gibt es nicht. Aber es gebe „einige ungültige Stimmen“, bedauert Carmen Merkel vom Amt für Gesellschaft und Familie.

Foto: Stephen Juch

Die SPD landete bei 11,7 Prozent. Das ist fast dasselbe Ergebnis wie 2019. Damals erreichten die Sozialdemokraten 12,3 Prozent. Den Sozialdemokraten gelang es, den Abwärtstrend zu stoppen. Vor fünf Jahren hatten sie ihr Ergebnis fast halbiert.

Die FDP legt leicht zu. Die Liberalen können 8,5 Prozent der Wähler hinter sich verbuchen, bei der letzten Wahl waren es noch 7,6 Prozent.

Wahlbeteiligung in Baden-Baden steigt leicht

Der BSW erreichte auf Anhieb 4,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung in Baden-Baden lag bei 62,6 Prozent. Das sind 0,9 Prozentpunkte mehr als 2019. Wahlberechtigt waren 38.026 Bürgerinnen und Bürger.

Auch in Gaggenau haben mehr Menschen gewählt als 2019. Vor fünf Jahren hatte die Große Kreisstadt noch eine Wahlbeteiligung von 62,47 Prozent verzeichnet. Dieses Mal durften erstmals auch 16- bis 18-Jährige wählen. Dies dürfte einer der Gründe gewesen sein, warum die Wahlbeteiligung nun auf 64,68 Prozent gestiegen ist.

Eine Frau wirft einen Stimmzettel in eine Wahlurne.

Bei der Stimmenauszählung am Sonntag hat die EU-Wahl Vorrang. Hier gibt eine Frau im Rathaus in Gaggenau ihre Stimme ab.

Foto: Judith Feuerer

Bürgermeister Michael Pfeiffer (parteilos) dankte am Sonntagabend den rund 270 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, die an den beiden Tagen in Gaggenau im Einsatz sind. Bislang sei die Wahl reibungslos und ohne Zwischenfälle verlaufen, so Pfeiffer.

Über mögliche Wahlpanne in Mittelbaden war bis zum späten Sonntagabend nichts bekannt. Die Stimmenauszählung für die Kommunalwahlen (Kreistag, Stadt- und Gemeinderat) wird am Montag fortgesetzt.