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Weitsprung: Mikaelle Assani mit Talent & Leidenschaft zu Olympia

Die Karlsruherin Mikaelle Assani ist eines der größten Weitsprungtalente Deutschlands. Die 21-Jährige katapultierte sich in den vergangenen Jahren in die Weltspitze. Bei den Olympischen Spielen in Paris könnte sie um die Medaillen kämpfen.

Die Sanduhr tickt. Nicht mehr lange und für Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) geht ein Kindheitstraum in Erfüllung: Bei den Olympischen Spielen wird sie gegen die besten Weitspringerinnen der Welt antreten. Und die müssen aufpassen: Mit ihrer persönlichen Bestleistung von 6,91 Metern nähert sich das Nachwuchstalent bereits der Sieben-Meter-Marke, die in diesem Jahr weltweit nur wenige Athletinnen und Athleten überboten.

Mit Leichtigkeit und Leidenschaft zum Erfolg

Der Sandkasten gehört zu Mikaelle Assani genauso dazu wie ihre gute Laune. Trotz hochgesteckter Ziele und hartem Training genießt sie das Leben als Leistungssportlerin. Die Freude und der Spaß, die sie dabei hat, sind beim Training, bei Sponsorentreffen oder Wettkämpfen deutlich zu spüren. Die größte Freiheit erlebt sie, wenn beim Weitsprung alles zusammenpasst und sie nach dem Absprung durchstartet.

„Für mich fühlt es sich tatsächlich wie Fliegen an, oder besser gesagt, als ob man in dem Moment alle Sorgen und alles vergisst, denn ab dem Moment, in dem man abspringt, kann man nichts mehr ändern.“

Gemeinsam mit ihrem Coach Udo Metzler arbeiten sie an ihrer Schnelligkeit, Technik und vor allem an ihrem Absprung. Zu ihrem Coach hat Mikaelle Assani über die Jahre eine intensive und vertrauensvolle Beziehung aufgebaut. Und der Coach traut ihr auch in Zukunft noch viel zu: „Ihr großes Talent ist ihre unglaubliche Anlaufgeschwindigkeit. Das große Ziel sind sieben Meter“, sagt Udo Metzler.



Mikaelle Assani und Trainer Udo Metzler

Ein starkes Team: Mikaelle Assani mit ihrem Trainer Udo Metzler bei einem Jugendwettkampf 2019.


SWR



Weitsprung-Laufsteg oder Laufsteg

Das Modeln ist Assanis zweite große Leidenschaft. Bereits mit 14 Jahren stand sie vor der Kamera. Mittlerweile hat sie für mehrere Magazine und Sponsoren posiert. Müsste sie sich zwischen Modeln und Weitsprung entscheiden, würde es der fröhlichen Person nicht besonders schwer fallen: „Ich würde beides machen. Ich kann mich nicht entscheiden.“



Mikaelle Assani dreht

Mikaelle Assani bei einem Fotoshooting mit Fotograf Alexander Grüber in Ludwigshafen.


SWR


Alexander Grüber



Praktisch ist, dass Mutter Georgette im südpfälzischen Kuhardt einen Friseursalon besitzt. Über viele Jahre hat sich dort eine Tradition entwickelt: Vor jedem Wettkampf tüfteln Mutter und Tochter an einer neuen Frisur. So weiß man nie, wie Mikaelle das nächste Mal den Weitsprung-Laufsteg betritt.

Olympiasiegerin Malaika Mihambo: Vorbild, Freundin und Konkurrentin

Wenn es um den Weitsprung der Frauen geht, kommt man an Olympiasiegerin Malaika Mihambo nicht vorbei. Assanis größte Konkurrentin auf nationaler und internationaler Ebene wohnt quasi um die Ecke. Bei der Europameisterschaft 2022 in München gab Assani ihren ersten Auftritt im Nationalteam der Erwachsenen. Und traf dort auch erstmals auf ihr großes Vorbild Malaika Mihambo.

Die Zeiten haben sich geändert. Malaika Mihambo ist nicht mehr nur Vorbild, sondern Freundin und Konkurrentin zugleich. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften Anfang des Jahres kam Assani bis auf einen Zentimeter an Mihambo heran. Beinahe hätte sie der mehrfachen Deutschen Meisterin den Titel streitig gemacht. Die etablierte Olympiasiegerin muss also aufpassen. Noch liegt sie mit ihrer persönlichen Bestleistung von 7,30 Metern knapp vor Assanis Hausrekord von 6,91 Metern. Doch der Abstand ist in den vergangenen Jahren immer kleiner geworden.
















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Studieren und Leben in Karlsruhe

Mikaelle Assani ist in Karlsruhe aufgewachsen, studiert Bioingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und hat dort auch ihre sportliche Heimat gefunden. Zwar startet sie für den SCL Heel Baden-Baden, trainiert aber überwiegend in Karlsruhe. In der Fächerstadt fühlt sich Assani wohl: „Karlsruhe ist mein Zuhause. Es ist eine Großstadt, aber sie hat einen kleinstädtischen Charakter mit viel Natur. Man kommt schnell zur Ruhe und die Menschen sind sehr freundlich.“

Familie Assani als Kraftquelle

Leistungssport und Studium verlangen der gebürtigen Karlsruherin einiges ab. Jeder Tag ist ein straffes Programm: Training, Wettkämpfe, Studium und Physiotherapie. Manchmal kommt es ihr vor wie Jonglieren. Ruhe und Abstand vom hektischen Alltag findet Assani bei ihrer Familie im südpfälzischen Kuhardt.
















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Bei meiner Familie kann ich einfach ich selbst sein und muss mich nicht als Sportler abstempeln lassen. Sie unterstützen mich und es ist mir wichtig, dass ich auch für sie da bin.

Zu ihrer Mutter Georgette, ihrer Schwester Joy und ihrem Vater, der derzeit in Nigeria arbeitet, pflegt sie ein enges und freundschaftliches Verhältnis. Zu Hause kann sie Kraft tanken, abschalten und ganz sie selbst sein. Die 21-Jährige bewundert ihre Eltern: „Wie mein Vater aus Nigeria und meine Mutter aus Kamerun nach Deutschland kamen und sich hier ein neues Leben aufbauten, ist für mich eine große Inspiration.“

Sieben Meter und bunte Nägel für den Trainer

Mikaelle Assani hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Die Normen für die EM und die Olympischen Spiele hatte sie schon früh abgehakt. Würde Assani die international renommierte Sieben-Meter-Marke knacken, hätte sie sich nicht nur einen Traum erfüllt, sondern auch die Wette gegen ihren Trainer Udo Metzler gewonnen. Der müsste sich dann die Nägel lackieren lassen.

Wie das aussehen könnte, hat das Weitsprungmodel auch schon eine genaue Vorstellung: „Wir gehen ins Nagelstudio und da wird es auf jeden Fall bunt. Vielleicht Flammen, Herzen und Punkte. Da werde ich auf jeden Fall Spaß haben.“
















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Auf dem Laufsteg des Weitsprungs hat sich Mikaelle längst einen Namen gemacht. Bei der Hallenweltmeisterschaft Anfang des Jahres verpasste sie die Medaillen nur um einen Zentimeter. Mit einer Medaille bei den Olympischen Spielen in Paris könnte sie dafür sorgen, dass ihr Name unvergessen bleibt.