Symphonischer Hoagascht mit Simon Rattle: Mit Traktor und Spätzle zum Showpalast | News und Kritiken | BR-KLASSIK

Am 7. Juli findet in München der Symphonische Hoagascht statt. Das BRSO spielt gemeinsam mit vier Brass Bands aus Bayern, zusammengehalten von Sir Simon Rattle. Über 300 Menschen stehen im Showpalast auf der Bühne – Profis und Laien – und spielen traditionelle Musik, Musik von Berlioz oder auch eigens für dieses Ereignis komponierte Musik. Doch eigentlich ist dieses Konzert nur der Abschluss von etwas viel Größerem. Dem „Symphonischen Hoagascht“ sind viele Begegnungen, ein toller musikalischer und menschlicher Austausch, viel Arbeit und viel Freude vorausgegangen.

Es sind zwei Welten. Eigentlich. Denn nun bringt das BR-Sinfonieorchester beides zusammen: Volksmusik und Symphonie. Blaskapellen und Orchester. Laien und Profis. Man könnte es vielleicht Crossover nennen, wenn vier Blaskapellen aus Bayern im Konzert auf das BRSO und seinen Chef Sir Simon Rattle treffen. Der schönere Ausdruck aber lautet „Symphonischer Hoagascht“. Also gemeinsames Musizieren. Und eine zwanglose Begegnung. Mit 300 Leuten auf der Bühne. Da kann es schon mal laut werden.

Eine Idee von Simon Rattle

Mit dabei: Die Ulrichsbläser vom Büchlberg | Bildquelle: Josef Maderer

„Der Symphonische Hoagascht“ war Sir Simon Rattles eigene Idee. Als er nach München kam, wollte er das Land kennenlernen. Am liebsten über die Musik. Und in Bayern landet man ziemlich schnell bei der Blasmusik. Doch so eine Begegnung braucht Zeit. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben. Aus über 100 Bands wurden vier ausgewählt. Und ein Jahr vor dem Konzert fanden die ersten Treffen statt. Die vier Brass-Ensembles bekamen Besuch. Zunächst von einzelnen Musikern des BRSO, etwa Trompeter Thomas Kiechle. Der war besonders vom Engagement beeindruckt: „Es ist unglaublich, auch wenn man es dieses Wochenende noch einmal erlebt hat, wie bedingungslos die alle mitmachen.“

Gerade erst ist er von den letzten Probenworkshops zurückgekommen. Ganz behutsam haben die Musiker des BRSO nun mit den einzelnen Stimmgruppen der Blaskapellen geprobt. Doch zwischendurch reisten Künstler auch mal nach Büchlberg oder Memmingen, nach Marktoberdorf oder ins Altmühltal.

„Phon“: Lorenz Dangl schreibt ein Stück speziell für den Hoagascht

Auch Komponist Lorenz Dangel ist sich der musikalischen Bekanntschaft sehr bewusst. Der gebürtige Würzburger hat ein Stück speziell für Blaskapellen und Sinfonieorchester geschrieben, was selbst für ihn, der ohnehin schon über einen breiten künstlerischen Hintergrund verfügt, ungewöhnlich ist: „Ein komplettes Sinfonieorchester und dann noch vier Blechbläserensembles – daran hat bisher noch niemand gedacht, und das wird für mich eine große Herausforderung, auf die ich mich aber gleichzeitig sehr freue.“

Simon Rattle zu Besuch

Nun ist das Stück fertig. Es heißt „Phon“ und wird beim „Symphonischen Hoagascht“ uraufgeführt. Der spannendste Besuch für die Blaskapellen war der von Sir Simon Rattle. Der Dirigent traf jedes einzelne Ensemble in seinem Heimatort. Er lernte den Ort kennen und erkundete die Traditionen, wie das Traktorfahren in Marktoberdorf oder das Spätzle-Machen in Memmingen. Und er probte mit den Blaskapellen.

Nach einem Jahr: Endlich das Finale

Und nun steht nach einem Jahr voller Begegnungen das große Finale bevor: der „Symphonische Hoagascht“ im Münchner Showpalast, bei dem all die Begegnungen des ganzen Jahres zu hören sind. Also noch einmal gut üben, betont Hornist Maximilian Hettmer aus Marktoberdorf: „Denn bei so vielen Musikern ist es natürlich wichtig, dass wir präzise spielen, sonst wird es – wie wir sagen – ein Mulm.“