Ernüchternde Bilanz angesichts des Hypes
Die Umfrageergebnisse stehen im Gegensatz zu anderen Studien, die eine viel stärkere Implementierung von KI in der Technologiebranche nahelegen. Diese Berichte werden jedoch häufig von Organisationen verfasst, die ein begründetes Interesse daran haben, eine umfassendere KI-Implementierung nachzuweisen, wie etwa Beratungsfirmen, IT-Unternehmen oder Anbieter von KI-Lösungen. Netland vermutet, dass die meisten von ihnen ernsthafte Stichprobenverzerrungen aufweisen, und ist fest davon überzeugt, dass die aktuelle ETH-Umfrage die tatsächliche Situation widerspiegelt: Die Realität hinkt dem Hype hinterher.
Gemäss der Studie hält die Schweizer Technologiebranche im internationalen Wettbewerb durchaus mit. Allerdings ist der fehlende Zugang zu KI-Know-how laut Studie derzeit das grösste Hindernis für die Schweizer Technologiebranche. Zwei Drittel der Unternehmen antworteten, dass sie entweder keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu internem KI-Know-how oder KI-Talenten an Universitäten haben. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, ohne hinter andere Länder zurückzufallen, muss die Kompetenz- und Ausbildungslücke in der Schweiz im Bereich KI geschlossen werden.
Empfehlung: Entwickeln Sie eine kohärente KI-Strategie
Dass Schweizer Unternehmen international auf Augenhöhe stehen, hat noch einen weiteren Grund. Schweizer Industrieunternehmen sind pragmatisch und intelligent; sie würden nicht auf den Zug aufspringen, nur um den Hype nicht zu verpassen. In der Umfrage gab nur ein Fünftel der Unternehmen an, dass ihr Einsatz von KI stark von aktuellen Trends in der Branche getrieben sei – wichtigster Treiber sei die Effizienzsteigerung. Entsprechend sind die meisten, die KI implementieren, und Nutzung, sind mit den Ergebnissen zufrieden. Netland betont zudem die Produktivitätssteigerung, die KI den Unternehmen bringen kann. Bis heute sind die meisten Unternehmen allerdings noch nicht bereit für KI, es fehlt ihnen beispielsweise am notwendigen Datenmanagement oder der IT-Infrastruktur.
Doch wie sollten Unternehmen vorgehen, die KI stärker nutzen wollen? Der Report empfiehlt, eine schlüssige KI-Strategie für das Unternehmen zu formulieren, die sich an den Zielen der digitalen Transformation ausrichtet. Allerdings gab nur jedes vierte Unternehmen in der Umfrage an, über eine solche Strategie zu verfügen. Die Experten raten Unternehmen zudem, intern in KI-Spezialisten zu investieren und empfehlen, die Einführung von KI realistisch anzugehen. Die erste Frage sollte sein, welches Problem die KI lösen soll.
Als Fallstricke nennt der Bericht übermäßiges Vertrauen und allgemeines Misstrauen gegenüber KI. Übermäßiges Vertrauen birgt die Gefahr, dass das Know-how der Mitarbeiter mit der Zeit abnimmt; Misstrauen hingegen lässt das Potenzial ungenutzt.