Abschiedskonzert von Peter Maffay in der Waldbühne
Wenn man ihn auf der Bühne sieht, fragt man sich, warum Peter Maffays Karriere als Musiker eigentlich enden soll. Derzeit befindet er sich auf seiner „Abschiedstournee“. Noch zwei Wochen reist er durch die Republik, um sich gebührend zu verabschieden, dann will er sich zur Ruhe setzen.
Dabei sieht er noch immer so unglaublich frisch aus. Dass der Mann bald 75 wird, sieht man ihm nicht an. Im Grunde sieht er noch immer so aus, wie Peter Maffay immer auszusehen schien. Er steht da mit einer Gitarre in der Hand, seiner immer zerzausten Haarmähne, engen Lederjeans und einem schwarzen Muskelshirt, unter dem nicht einmal das kleinste Stück Bauch hervorschaut.
Aber vielleicht soll gerade deshalb jetzt Schluss sein. Vielleicht will Maffay so in Erinnerung bleiben. Als vitaler Typ, der in seinem Leben schon viel durchgemacht hat, aber trotzdem aufrecht steht wie eine Eiche.
Beim ersten von zwei Konzerten seiner standesgemäß ausverkauften Abschiedstournee in der Berliner Waldbühne inszeniert er sich noch einmal als der Rocker, als den er und seine Fans sich gerne sehen wollen. Und nicht als der Schlagersänger, für den ihn manche halten. Das Motto seiner Abschiedstournee lautet nämlich „We love rock’n’roll“ und nicht „We like pop music“.
Erinnerung an den Kalten Krieg
Es beginnt damit, dass er in voller Ledermontur auf einer Harley auf die Bühne braust. Dann werden alte Bravo-Cover aus den 70er-Jahren gezeigt, die Maffay als Teenager-Idol zeigen. Ja, ich war auch mal jung und brauchte das Geld, lautet die leicht selbstironische Botschaft, aber dann habe ich irgendwann den Sprung aus dem seichten Geschäft zum Rocker mit Ambitionen geschafft.
Dass ihn auch andere Dinge interessierten als die Liebe und all das, was in den 1980er-Jahren so abgeht, zeigt sich deutlich im Stück „Eiszeit“, das er auf der Waldbühne vielsagend mit den Worten „Wir schreiben das Jahr 1982“ ankündigt. Danach spricht er über den Kalten Krieg, über Wiederaufrüstung und darüber, dass die Welt mit mehr Waffen kein besserer Ort werde. Das Lied handelt von der Apokalypse, der Atomkatastrophe, von einer Zeit, „in der die Meere versinken und die Erde zerbricht“, wie es im Text heißt.
Die Besucher seines Konzerts sollten wissen: Auch heute, wo die Rüstungskonzerne wieder Rekordumsätze verzeichnen, steht er der Friedensbewegung nahe.
Doch bevor es zu grüblerisch oder gar deprimierend wird, geht das Konzert schon wieder los und die Peter Maffay Revue beginnt. Ein Stargast nach dem anderen steht neben Peter Alexander Makkay, so sein bürgerlicher Name, oder übernimmt die Bühne komplett. Nach mir, so heißt es weiter, scheint er sagen zu wollen, ist für den Nachwuchs gesorgt.
Joy Denalane und Maffays Sohn Yaris sind zu Gast
Es treten Johannes Oerding, im Anschluss Joy Denalane, Rea Garvey und auch Sohn Yaris auf, der ganz nebenbei ankündigt, dass man ihn, einen echten Maffay, im Oktober auf einer Solotournee sehen werde.
Mit ähnlicher Hochachtung stellt Maffay seine Gäste stets vor. Denalane nennt er „großartig“ und Garvey kündigt er als Überraschung an, die alle ausflippen lassen wird, sobald er auftaucht. Richtig ausrasten, mitswingen oder die verteilten Luftballons hochhalten wollen die Leute dann aber doch, wenn der eigentliche Star des Abends nach mehreren Nummern von und mit der anderen Gastsängerin Anastacia noch einmal alleine mit seiner Band loslegt.
Sein größter Hit, die Coverversion von Karats „Über sieben Brücken musst du gehen“, wird am Ende ebenfalls aufgeführt. Ein Chor hilft ihm dabei, eine wahrhaft erhabene Atmosphäre zu schaffen, die Gänsehaut verursacht. Er geht jetzt. Aber spätestens mit dieser Nummer ist klar, dass seine Musik bleiben wird.